
1948/49 - Die Einschulung in die 9. Klasse . Betrachtet man die äußeren Bedingungen für einen Oberschulstart 1948 und das Ziel, ein Abitur zu machen, nach einem längeren zeitlichen Abstand, so muss man feststellen, dass die Auswirkungen des Krieges noch deutlich vorhanden waren: Der Altersunterschied innerhalb meiner Klasse betrug fünf Jahre. Die Hälfte der Lehrer hatte das Rentenalter überschritten. Das Angebot an Fremdsprachen wechselte in jedem Schuljahr (Latein, Englisch, Russisch). Die Verfügbarkeit von Lehrmitteln (Bücher, Schulhefte, Schreib- und Zeichenmaterial) war miserabel.
Mit den neuen Schulbedingungen, den anderen Lehrern und einer Anzahl neuer Klassenkameraden musste man sich erst einmal vertraut machen. Die große Pause wurde zur Ausgabe eines kleinen trockenen Brötchens und einer kleinen Tasse kalter Milch durch die Hausmeisterin Frau Helms genutzt. Am 29.3.1949 trat ein neuer Direktor sein Amt an, Clemens Maria Rump, ein Fachlehrer für Biologie und Erdkunde aus der Oberschule Rostock.
Am 30.4.1949 erfolgte, unter Teilnahme von Vertretern der Partei, der FDJ und wichtigen Betrieben, die feierliche Namensgebung zur „Geschwister Scholl Oberschule“ vor dem Schulgebäude. In diesem und dem folgenden Schuljahr wurde jeder Schüler zum Sammeln einer bestimmten Menge an Heilkräutern verpflichtet, beispielsweise Taubnesselblüten und Brombeerblätter. Die gewünschten Kräuter waren gelistet, die Mengen unterschiedlich hoch. Abgegeben und getrocknet wurde im Dachgeschoß des Rathauses. Der beauftragte Mann – wir nannten ihn „Kalmusdirektor“ – wog, registrierte und gab, als Belohnung und Anreiz für weitere Aktivitäten, die damals begehrten Süßstofftabletten aus. Den Spitznamen hatte er bekommen, nachdem wir unter seiner Führung zum Kalmuswurzelstechen an umliegende Bach- und Flussufer gezogen waren.
1951/52 – Die Abiturzeit . Durch steigende Schülerzahlen war es notwendig geworden, nach zusätzlichen Räumlichkeiten Ausschau zu halten. Diese boten sich in der Berufsschule für Sonderberufe (das waren z.B. Schornsteinfeger) im Nachbargebäude an.
Auf Anweisung des Schulministeriums war für den Abiturjahrgang 1952 festgelegt worden, dass es fünf schriftliche (Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache und zwei aus den Fächern Biologie, Chemie, Physik, Erdkunde in freier Wahl) Prüfungen geben würde, die Ende April stattfanden. Dann folgten vier mündliche Prüfungen im Mai (Geschichte und Gegenwartskunde für jeden Schüler), dazu zwei weitere Fächer durch Festlegungen aus der Schulkonferenz mit Vertretern der Landesschulbehörde. Erst am jeweiligen Prüfungstag wurde den Schülern mitgeteilt, in welchen zwei Fächern sie mündlich geprüft werden. Der Jahrgang 1952 ist ein guter gewesen, 20 von 37 beendeten das Abi mit gut. Alle Abiturienten begannen im September ein Studium oder eine berufliche Ausbildung.
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