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Kurt Schnabel, wohnt seit 2008 in Groß Klein
@Tom (Redaktion "Stadtgespräche") . . 28. Jun 2024

Ich komme eigentlich aus Berlin. Meine Frau ist eine echte Berlinerin und mein Sohn hat Seefahrt studiert, dafür zog er an die Küste. Nachdem meine Mutter verstorben war, hat unser Sohn uns überredet, in den Norden zu ziehen. Erst zogen wir nach Graal Müritz, haben dort aber sehr schlechte Erfahrungen mit dem Vermieter gemacht. Also suchten wir erneut – und fanden 2008 unsere jetzige Wohnung, im Baggermeisterring hier in Groß Klein. Damals stand in den großen Häusern viel leer, das hat uns gewundert. Wir haben den Hausmeister darauf angesprochen, der war sehr nett. Er erzählte uns, dass nach der Wende alle Häuser bauen wollten und aus Groß Klein wegzogen. Und zeigte uns dann eine wirklich schöne Wohnung, die unseren Wünschen entsprach: in einer der untersten Etagen – man wird ja älter – und mit kurzen Versorgungswegen. Die Wohnungen waren in ordentlichem Zustand, da kann man nicht meckern. Und der Netto nur 150 Meter weit weg, das Klenow Tor mit Ärzten, Geschäften und Apotheke nicht weit entfernt. Wir haben dann noch ein bisschen rumgeschnuppert und festgestellt, dass S-Bahn und Bus vor der Tür abfuhren, Schulen gab es auch, alles da. Mit ein paar Schritten ist man im Grünen, hinten raus in den Gartenanlagen, man kann entspannen und alles. Wunderbar, hier ziehen wir her. Hier können wir alt werden. Das war die Bedingung, wir wollten das letzte Mal für uns umziehen. Leider ist meine Frau inzwischen verstorben. Aber ich habe einen Vertrag mit meiner Hausärztin, dass ich hundert Jahre alt werde. Da muss ich natürlich mitspielen, hat sie gesagt. Ich bin mit der ärztlichen Betreuung hier sehr zufrieden, was hier im Klenow Tor an Fachärzten ist, das hat so manche Großstadt nicht. Im zunehmenden Alter braucht man auch seine Ruhe und ich will nicht, dass alle zehn Minuten eine S-Bahn an mir vorbeifährt, da fand ich das hier sehr schön.


Als meine Frau gestorben war, musste ich ja zur Genossenschaft. Die haben mir gesagt – und da ziehe ich vor denen mächtig den Hut –, dass ich nicht ausziehen muss: „Wenn Sie aber möchten, unterstützen wir Sie und wir machen auch den Umzug für Sie.“ Aber ich wollte bleiben. Auch viele Leute im Haus haben mich nach dem Tod meiner Frau unterstützt. Bei uns im Aufgang kennt man sich, jeder spricht mit jedem. Und im übrigen Block kennt man zwar nicht jeden, aber schon noch ein paar Nachbarn. Ich bin ja nun Rentner und wohne Parterre, da kriege ich immer für das ganze Haus die Pakete. Das macht mir gar nichts aus, alle wissen, dass ich die Hauptpost bei uns im Haus bin, wenn die jüngeren Leute arbeiten gehen. Ich habe im Haus auch bei jemanden meinen Schlüssel hinterlegt, das weiß die Genossenschaft auch. Also wenn mal was ist, wenn ich nicht da bin, da muss nichts aufgebrochen werden. Da bin ich sehr zufrieden. Was mir auch positiv auffällt, es sagt öfter mal jemand: Mensch, ich habe dich lange nicht gesehen. Wo warst du denn? Das finde ich gut. Ich bin keiner von hier, aber ich komme gut mit den Leuten klar. Ich fühle mich richtig wohl.


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