Groß Klein > Geschichten > Beitragsdetails
. Foto: privat
Frühling, Sommer, Herbst und Winter in der Alten Warnemünder Chaussee in Groß Klein – Von Kerstin Schnegula
@Tom (Redaktion "Stadtgespräche") . . 28. Jun 2024

2002 war mein persönliches Glücksjahr. Ich hatte die Chance, in ein Mietshaus in Groß Klein zu ziehen, das für meine Familie das Zuhause für 14 Jahre sein sollte. Dieses neue Domizil hatte der größte Vermieter der Hansestadt großfamiliengerecht umgebaut. Drei Monate vor dem Umzug wussten wir, dass wir endlich den Zuschlag bekommen hatten. Damals war ich kurz vor der Niederkunft und freute mich sehr, dass sich die Lebensqualität für uns schlagartig verbessern würde. Am besten war, dass ich mich nun nicht mehr ständig dafür rechtfertigen musste, dass viele Menschen mehr Geräusche verursachen. Kinder haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Sie müssen die Welt entdecken.


In dem Haus, das in den 1930er Jahren errichtet wurde, gab es auch einen kleinen Hohlraum, der früher wahrscheinlich für die Lagerung von Lebensmitteln nützlich war. Mein Sohn Wolfgang bezeichnete diesen Vorratsspeicher spaßeshalber oft als „Kammer des Schreckens“, denn dort sammelten sich etliche Spinnen. Er musste immer mit einem Glas die Mauerspinnen einfangen, damit sich seine Schwestern nicht gruselten. Allein bewohnten wir das Haus nicht. Im Dachgeschoss hatte sich ein Marder ein Quartier gesucht. Ab und zu konnten wir ihn sehen. Von einem Baum sprang er auf das Vorderdach an der Eingangstür. Im Garten des Hauses befanden sich zwei wunderschöne Tannen, die auch den Vögeln ein Domizil boten. Umgeben war das Haus von einer herrlichen Buchenhecke. Dieser Naturzaun dämpfte den Straßenlärm etwas ab. Auch die Feinstaubbelastung verringerte sich ein wenig. Vor allem aber hatten die Vögel Nistmöglichkeiten.


Die Umgebung des Hauses gefiel mir auch. Man war schnell im IGA-Park, so dass ich mit meinem Nachwuchs regelmäßige Bewegungsmöglichkeiten an der frischen Luft absolvieren konnte. Die „Troika“ mit zehn Bungalows in der Nähe bot den Gästen damals noch ein Urlaubsquartier. 2011 endete die Beherbergungsgeschichte, denn nach Überschwemmungen gab der Betreiber auf. Auch das „Getränkeland“, das sich neben unserem Haus befand, wurde inzwischen abgerissen. In den ehemaligen Supermarkt auf der anderen Straßenseite ist ein Markt für Tierfutter eingezogen.


Zeiten ändern sich. Auch unser Mietshaus hatte eine wechselvolle Geschichte. Am Anfang war es noch das Domizil für einen Bauern und seine Familie. Später befand sich sogar ein FDJ-Jugendklub dort. Unsere Vermieterin war die WIRO, die 2002 in neue Geschäftsräume umzog. Vor meinem längeren Aufenthalt in dem Haus in der Alten Warnemünder Chaussee hatte ich verschiedene Häuser in Teterow Richtenberg, Velgast und Tribsees besichtigt. Meine ältesten Söhne hatten mich dabei begleitet. Als geborene Stadtkinder hatten sie die Vorzüge von Rostock natürlich verinnerlicht und wollten nicht auf’s Land ziehen. Ohne ihre Zustimmung wollte ich aber keinen Umzug wagen, denn war nützt einem das schönste Haus, wenn der eigene Nachwuchs dort unglücklich ist? Für meinen geselligen Zweitgeborenen war der Umzug in seiner kurzen Lebenszeit ein Segen, denn er konnte dort seine Freunde empfangen.

Ich hatte bereits in acht Mietquartieren in Rostock gelebt. Die Zeit in Groß Klein war mit Abstand die schönste, denn die Lebensqualität für meine Familie hatte sich schlagartig um 180 Grad verbessert.

Ihr Kommentar

Logo DSEE