
Als wir zwei Kinder hatten im Schulalter hatten und eine größere Wohnung brauchten, war uns schon klar, dass wir dafür nach Groß Klein umziehen würden. Unser Sohn war damals schon in der sechsten Klasse, unsere Tochter in der zweiten, da brauchten sie eigene Zimmer. Wir waren schon ins Wohnzimmer umgezogen, um ihnen die beiden anderen Zimmer zu geben, aber das war natürlich keine Dauerlösung. Und 1984 zogen wir dann auch tatsächlich hierher. Vorher konnten wir von unserem Küchenfenster in Lichtenhagen verfolgen, wie hier alles aufgebaut wurde, Etage für Etage. Die Sprengungen, mit denen sie das Baugelände vorbereitet haben, könnte man sogar noch in Lütten Klein spüren, wo ich damals arbeitete.
Wir hatten hier in Groß Klein ganz viele Spielplätze. Gleich hier unten rechts vor dem Haus war ein kleiner Spielplatz, den gibt es inzwischen nicht mehr. Den haben wir vom Haus aus immer in Ordnung gehalten, die Männer haben alles gestrichen, die Kinder haben mitgemacht und geholfen, danach haben wir ein bisschen gefeiert, die Kinder kriegten auch was ab. Wir haben diese Aufräumaktionen immer mit was Schönem verbunden. Unsere Kinder hatten hier eine schöne Kindheit.
Wir haben ja im Dorf Groß Klein vieles auf Plattdeutsch, z.B. die Straßennamen „Nigen Enn“ und „Groten Enn“. Insofern passt der Name des Stadtteilzentrums, „Börgerhus“ - das Haus steht ja ganz dicht bei dem Dorf. Und viele Ältere reden ja auch noch plattdeutsch. Und „Bürgerhaus“ klingt irgendwie zu hart und abweisend. „Börgerhus“ klingt angenehm, freundlich, da fühlt man sich willkommen. Deshalb haben wir ihn damals vorgeschlagen. Zur Eröffnung waren wir eingeladen, der Name war noch verhüllt, und dann stand er oben groß dran. Das war schön. Es soll ja auch das Haus für die Bürger sein, die fühlen sich da ja wohl. Es wird viel, viel gemacht, viele Leute kommen, es gibt viele verschiedene Veranstaltungen. Das lohnt sich. Die Leute, die da arbeiten, geben sich ganz viel Mühe.
Aus Groß Klein wegzuziehen, war eigentlich nie eine Option. Wir hatten uns hier eingelebt. Am Anfang zahlten eine Warmmiete von 150 DDR-Mark. Besser konnte man ja gar nicht wohnen. Dann wurden viele Blöcke privatisiert, die Mieten stiegen – das war ein Hauptgrund, weswegen viele wegzogen. Viele haben auch die Chance genutzt, eine eigene Wohnung zu kriegen. Das war eine Fluktuation, die gar nicht so sehr eine Flucht aus Groß Klein war, weil man hier nicht leben konnte. Man fand anderswo eine eigene Wohnung oder musste „auswandern“, weil man woanders Arbeit bekam. Das kam alles zusammen. Auch dass die Verkehrsanbindung schlechter wurde, spielte sicher eine Rolle: Früher fuhr hier unten vor dem Haus ein Bus, der die Leute morgens zur Arbeit nach Poppendorf in das Düngemittelwerk und nachmittags wieder zurückbrachte. Das war nach der Wende vorbei, also haben sich viele dort in der Umgebung ein Häuschen gesucht. In unserem Haus sind einige weggestorben, einige weggezogen, aber die kannten wir nicht ganz so gut. Wir treffen uns auch unter Nachbarn, helfen uns gegenseitig, das hat sich schon erhalten. Sonst ist das in solchen Hochhäusern ja oft anonym, aber wir kennen uns, da kann man auch vieles gemeinsam regeln.
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