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Sonja Strey, wohnte von 1985 bis 1996 in Groß Klein
@Tom (Redaktion "Stadtgespräche") . . 28. Jun 2024

Wir bekamen unsere Wohnung in Groß Klein im Jahr 1985. Kurz zuvor hatte unser jüngerer Sohn einen Unfall und brauchte deshalb nun viel Hilfe – deshalb bekamen wir eine größere Wohnung. Das lief damals alles über den Betrieb, in dem ich arbeitete. Die Wohnung wurde frei, nachdem ein Kollege, der im Ausland gearbeitet hatte, plötzlich verstarb. Seine Frau mit den beiden Töchtern blieb zunächst in der Wohnung, aber man drängte sie dann zum Auszug. Das fand ich damals nicht richtig. Aber letztendlich ist sie dann in unsere 2 ½-Zimmer-Wohnung in Lütten Klein gezogen. Und wir waren dann trotzdem überglücklich über diese Wohnung. 72 Quadratmeter, ein langer Flur in L-Form, zwei Kinderzimmer, ein großes Wohnzimmer und einige riesige Wohnküche, die hatte fast 20 Quadratmeter. In unser Bad passte nun sogar die Waschmaschine, das ging vorher nicht. Wir hatten ein eigenes Schlafzimmer, nicht groß, aber wir mussten nun keine Betten mehr bauen, wie vorher in Lütten Klein. Dort hatten wir auf einer Schlafcouch geschlafen, damit die Kinder ein bisschen mehr Platz haben.


Der Betrieb, in dem ich in den 1980er Jahren arbeitete, lag damals nicht weit weg, in Schmarl. Dorthin gab es eine Art Wanderweg, den auch viele Radfahrer nutzten, das war eine gute Abkürzung, um zur Arbeit zu kommen. Ich arbeitete damals sechs Stunden am Tag. Wenn ich vom Betrieb nach Hause kam, kam meistens auch schon der Schulbus mit unserem Sohn. Dann sind wir oft erstmal eine Runde durch das Dorf gegangen, da kamst du runter, das fand ich gut. Damals wurde dort Erde aufgeschüttet, wo jetzt der Sportplatz am Außenring ist. Da hat mein Mann mit unserem Sohn Klettern geübt, das konnte er ja nicht. Im Winter wurde da auch gerodelt. Hinten war noch eine Gartenanlage, ich weiß nicht, ob die noch existiert. Durch die konnte man, durchs Schilf, bis zum Dorf laufen. Dort gab es eine Keramikwerkstatt, die hatte unwahrscheinlich schöne Sachen. Im Dorf am Groten Enn gab es auch einen kleinen Konsum, der hatte alles. Unsere Kaufhalle war da, wo jetzt Rewe ist.


Zu DDR-Zeiten haben wir für unsere Wohnung 120 Mark bezahlt. Aber gleich 1992 stieg die Miete auf über 500 Mark. Kurz bevor wir auszogen, haben wir 988 D-Mark bezahlt. Dann sind auch viele Ausländer eingezogen. Viele Vietnamesen oder später Russen, die zu den Streitkräften gehört hatten und hiergeblieben sind. Da war oft Lärm im Haus. Die WIRO hat das nicht geregelt gekriegt. Schlimm war vor allem diese Wohnung im Erdgeschoss, die mittlerweile völlig runtergekommen war. Da stiegen auch immer mal welche über den Balkon ein und aus. Unser Sohn war damals ja auch noch nicht so groß. Wenn der aus der Schule kam, da hatte man ja Schiss, dass der da vorbeigehen musste, bis in unsere Wohnung im fünften Stock.


1996 haben wir uns entschlossen, aus Groß Klein wegzuziehen. Unser älterer Sohn hat da Druck gemacht und sich gekümmert. Mein Mann war damals arbeitslos geworden und wir wollten uns ja wegen der Miete nicht unnötig verschulden. Das war eine blöde Zeit.


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