
Als Geflüchtete aus der Ukraine bin ich vor etwas mehr als einem Jahr nach Rostock gekommen. Zunächst habe ich in der Industriestraße in der Unterkunft für Geflüchtete gewohnt, dann auf einem Wohnschiff in Marienehe, ebenfalls eine Unterkunft für Geflüchtete. Als ich dort feststellte, dass ich schwanger bin, kam mein Mann ebenfalls nach Deutschland und wir haben zusammen in einem Zimmer auf dem Schiff gelebt. Aber ich habe gleich sehr aktiv nach einer Wohnung gesucht, weil das Kind bald kommen sollte und unser Zimmer auf dem Schiff für drei Personen viel zu eng war – es hatte nicht mehr als zehn Quadratmeter. Wir haben noch mal die Unterkunft gewechselt, aber ich habe immer weitergesucht, weil ich nach der Geburt unseres Kindes unbedingt in eine eigene Wohnung ziehen wollte. Das war stressig, weil ich Tag und Nacht im Internet recherchiert habe. Mein Mann machte sich große Sorgen, weil ich deswegen wenig geschlafen habe.
Die Wohnungsbesichtigungen waren am Anfang erfolglos. Wir bekamen dann über eine gemeinsame Bekannte Kontakt zu einer Rostockerin, die uns geholfen hat. Sie war auch als Dolmetscherin bei einer Wohnungsbesichtigung in der Adam-Krusenstern-Straße dabei und dort hat es dann mit dem Mietvertrag geklappt. Es wurde da schon knapp, es war Dezember und der Aufenthaltstitel war nur bis März gültig. Das hatte auf einen Vermieter schon einen großen Einfluss und machte es zusätzlich schwierig. Am Ende bekamen wir die Wohnung wohl auch deshalb, weil unsere Helferin die Bürgschaft für unsere Miete übernahm.
Als ich noch in der Industriestraße gewohnt habe, führte mein Weg zu Lidl genau an dem Haus vorbei, in das wir dann später gezogen sind. Schon damals dachte ich immer wieder daran, wie schön es wäre, hier eine Wohnung zu bekommen. Aber da wusste ich noch nicht, dass ich schwanger bin. Die Unterkunft war erstmal in Ordnung und ich fand es am wichtigsten, die Sprache zu lernen. Als ich dann festgestellt habe, dass ich schwanger bin und wir diese Wohnung beziehen konnten, ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Träume können also wahr werden. Ich hatte schon viele Träume und viele sind wahr geworden, einer davon sitzt hier (zeigt auf ihren kleinen Sohn).
Wenn ich jetzt im Kinderwagen mit unserem Sohn durch Schmarl fahre, werde ich oft angesprochen: Oh, was für ein süßes Baby! So haben wir auch ein paar Leute aus dem Haus kennengelernt. Eine russischsprachige Familie und ein Paar, in dem sie Deutsche und er Ukrainer ist. Außerdem gibt es eine nette ältere Dame, die immer mein Baby begrüßt und mit der ich jetzt etwas Deutsch übe. Wir reden auf Deutsch, das ist sehr gut. Hinter unserem Haus gibt es eine Tischtennisplatte, dort spielen mein Mann und ich sehr gern Tischtennis.
Schmarl gefällt mir sehr gut, weil ich gern Ruhe habe und es ein ruhiger Stadtteil ist. Als mein Sohn gerade geboren war, bin ich mit ihm im Kinderwagen stundenlang hier spazieren gegangen. Jetzt ist er schon mehr als ein Jahr alt und braucht auch mal andere Kinder um sich herum. Deshalb gehen wir jetzt zu den Spielplätzen und in den IGA-Park, das mag er sehr gern und wir machen gern Spaziergänge zum Museumsschiff. Außerdem gibt es hier im Stadtteil alles, was man braucht: beispielsweise einen Kaufland, ein türkischer Gemüsehändler und einen Lidl. Das gefällt uns gut, das ist praktisch.
Bald geht mein Sohn in die Krippe – jetzt steht erstmal die Eingewöhnungszeit an. Wenn er dann regelmäßig in der Krippe ist, will ich unbedingt die Sprache weiter richtig lernen, denn ohne Sprache ist es sehr kompliziert. B1 habe ich schon, aber man muss das immer wieder üben. Mein Mann Alexander ist auch sehr zufrieden hier: Schmarl gefällt ihm sehr. Er hat vor kurzem die B1-Prüfung bestanden und arbeitet jetzt als Quereinsteiger in einer dualen Ausbildung bei der RSAG als Busfahrer.
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